Ausflug Nordfränkischer Jagdgebrauchshundeverein nach Meißen vom 10.05.-13.05.2018

„Guten Morgen Gemeinde!“ grüßte uns jeden Tag die fröhliche Stimme unseres Vorstandes und Reiseleiters Werner Pietschmann durch das Busmikrofon. Dann erläuterte er uns das von ihm erarbeitete, interessante und vielseitige Tagesprogramm. Insgesamt 25 Vereinsmitglieder und der Große Münsterländer Condor machten sich getreu dem Sprichwort „Wenn Engel reisen, lacht der Himmel!“ auf den Weg und tatsächlich genossen wir während der ganzen vier Tage nur strahlenden Sonnenschein und sommerliche Temperaturen.

 

Unser erstes Etappenziel war die Albrechtsburg in Meißen. Sie gilt als der erste Schlossbau Deutschlands (9. Jh.) und ist ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention. Im 18. Jahrhundert unter August dem Starken beherbergte sie die erste europäische Porzellanmanufaktur. Heute ist sie ein touristisches Reiseziel mit jährlich ca. 130.000 Besuchern.

Ein gemeinsames Abendessen im Hotel rundete den Anreisetag gesellig ab.

 

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Wolfes. In Rietschen trafen wir uns mit Herrn Gerd Mauksch; er ist Mitglied des lokalen JGHV, Verbandsrichter und Hundeführer (Weimaraner und Schwarzwildbracken). Zusammen mit ihm besuchten wir das Wolfszentrum und informierten uns über die Rückkehr des großen Beutegreifers, die in unserer Gegend unmittelbar bevorsteht. Besonders interessant waren für uns die Erfahrungen, die die dortigen Jäger mit Wölfen in ihren Revieren und im Jagdbetrieb machen, um sie auf unsere Jagdgebiete zu übertragen. Zunächst erhielten wir Informationen über die Auswirkungen des Wolfes auf die diversen Wildbestände: Das Rehwild hatte unmittelbar nach der Rückkehr des Wolfes in die Lausitz um das Jahr 2003 absolute Einbrüche zu verzeichnen. Es konnte jahrelang überhaupt nicht bejagt werden. Nach ca. 10 Jahren hatte es sich scheinbar an die Rückkehr des Wolfes gewöhnt und die Bestände erholten sich leicht. Heute wird es in kleinem Rahmen wieder bejagt, die Strecken der Zeit vor dem Wolf werden aber bei Weitem nicht mehr erreicht. Es fällt auf, dass sich das Rehwild nun oft in unmittelbarer Nachbarschaft der menschlichen Siedlungen aufhält. Dadurch lockt es natürlich auch die Wölfe in die Nähe des Menschen. Das Muffelwild verschwand durch den Wolf komplett aus den Revieren. Es kommt ursprünglich aus Sardinien und hat keine natürlichen Fluchtinstinkte vor dem großen Beutegreifer. Rotwild reagiert völlig anders auf den Wolf: es bildet große Rudel, die sich häufig in der einsehbaren Feldflur aufhalten, was als Konsequenz ein Ansteigen der Wildschäden zur Folge hat. Bisher nicht erfüllt haben sich die Hoffnungen der Naturschützer, dass der Wolf zur der Dezimierung des Schwarzwildes beiträgt. Die Bestände haben sich nicht verringert. Diese wehrhafte Wildart reagiert auf die Beutegreifer mit großen Rotten und bildet „Wagenburgen“, bei denen ein Ring aus starken Schweinen außen die Frischlinge im Innenkreis abschirmt. Zudem wurden die Wildschweine in den letzten Jahren insgesamt wesentlich wehrhafter, was sich bei der Jagd in immer häufigeren und heftigeren Angriffen auf Treiber und Hunde äußert. Auch für die Jagd mit dem Hund hat die Rückkehr des Wolfes Konsequenzen: Eine Schutzweste und ein GPS-Sender, um den Hund gegebenenfalls schnell auffinden zu können, sind unverzichtbar. Zudem reagieren Hunde oft auf die Anwesenheit der Wölfe mit Verhaltensänderungen. Sie suchen Schutz beim Führer, wollen das Auto nicht verlassen oder jagen auf Drückjagden nur in der unmittelbaren Nähe des Führers. Solche Hinweise sollten unbedingt ernst genommen und der Hund nicht gezwungen werden, weiter zu jagen! Es gibt durchaus auch Gebiete, wo keine Hunde mehr zur Jagd auf Schweine eingesetzt werden können, weil die Gefahr, durch Wölfe gerissen zu werden, für sie zu groß ist. Auch bei Nachsuchen gilt es aufzupassen, da der Wolf das kranke Stück unter Umständen früher als das Hundegespann gefunden haben könnte. Allerdings sind hier bisher nur sehr wenige Zwischenfälle passiert, bei denen der Wolf in der Regel vertrieben werden konnte. Zudem versucht man, indem man geschossenes Wild nicht am Erlegungsort aufbricht, zu verhindern, dass Wölfe auf den Schussknall positiv konditioniert werden und anfangen, Schuss mit Aufbruch (=Beute) zu verknüpfen. Uns wurde durch die Ausführungen von Herrn Mauksch klar, dass wir künftig unsere Jagdstrategien grundlegend ändern müssen, um der Rückkehr des Wolfes Rechnung zu tragen. Auch das Für und Wider der Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht wurde intensiv diskutiert. Wir bedankten uns bei Herrn Mauksch für seinen aufschlussreichen Vortrag und machten uns auf zu unserem nächsten Ziel – einer Weinprobe mit Abendessen im Weingut Jan Ulrich in Nünchritz. Hier konnten wir von Frau Ulrich viel über sächsische Weine lernen. Besonders beeindruckte uns die persönliche Geschichte der Ulrichs, die ihr Geschäft nach der Wende aus dem Nichts aufgebaut und durch zahlreiche innovative Ideen vielen Hindernissen zum Trotz zum Erfolg gebracht haben.

 

Ein absolutes Highlight erwartete uns am dritten Tag der Reise: Das Jagschloss Moritzburg. August der Starke machte aus einem Jagdhaus das prunkvolle Jagd- und Lustschloss, wie es auch heute noch zu bewundern ist. Es befindet sich auf einer künstlichen Insel im Schlossteich. Prunkräume mit Wandgemälden, Trophäen, schmuckreichen Möbeln und verschiedenste Jagdwaffen brachten uns zum Staunen. Die Einrichtung und Ausstattung des Schlosses ist hauptsächlich der höfischen Jagd gewidmet. Eine beachtliche Sammlung von Trophäen, darunter erstaunliche Abnormitäten und das bisher schwerste Rothirschgeweih der Welt sind hier zu bestaunen. Das sog. Federzimmer wurde mit kostbaren Wandbehängen, die aus Millionen verschiedener Vogelfedern so hergestellt wurden, dass sie aussehen wie Gobelins, ausgestattet. Zudem ließ Schloss Moritzburg die Frauenherzen höher schlagen – war es doch Drehort des Märchenfilms „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Doch leider - so sehr wir auch Ausschau hielten, der Prinz war nirgends zu entdecken, Aschenbrödels Schuh passte keiner der anwesenden Damen. Am Nachmittag stand noch Zeit zur freien Verfügung in Dresden auf dem Programm, die mit Besichtigungen und Shopping verbracht wurde.

Beim geselligen Beisammensein im Hotel am Abend frischten wir bei fröhlichem Gesang bis weit in die Nacht unsere Kenntnisse der deutschen Volkslieder auf.

 

Am letzten Tag unseres Ausfluges besichtigten wir die Festung Königsstein. Sie ist eine der größten Bergfestungen in Europa, liegt inmitten des Elbsandsteingebirges auf einem hohen Tafelberg ca. 240m über der Elbe und blickt auf eine über 400 Jahre alte Geschichte zurück. Besucher können auf dem riesigen Gelände (9,5 ha) viel über das militärische und zivile Leben früherer Zeiten erfahren - man könnte problemlos mehrere Tage dort verbringen! Wir schritten einen Abschnitt des 1800m langen Wallganges mit zum Teil atemberaubenden Aussichten auf die umliegenden Täler ab. Die Mauern der Anlage selbst sind bis zu 42m hoch!

 

Bleibt zum Abschluss nur noch, sich ganz herzlich bei Werner Pietschmann für die hervorragende und einfallsreiche Organisation dieses Ausfluges zu bedanken. Wir haben die harmonische Stimmung in der Gruppe und das abwechslungsreiche Programm sehr genossen und sind bereits jetzt gespannt, wohin uns nächstes Jahr die Reise führen wird!

Tanja Roppelt